3. Zukunftsdialog Städtepartnerschaft in Ettlingen

Die Begegnung ist das Herz der Freundschaft

Sie waren und sind und werden es auch künftig sein, der Motor Europas: die deutsch-französischen Freundschaften. Sie sind das Herz und bedürfen wie der Muskel immer frischer, immer neuer Leidenschaft.
 
Ettlingen hatte das Glück in den zurückliegenden 70 Jahren, dass es immer Menschen gab, die mit Passion die Partnerschaft zwischen Ettlingen und Epernay gepflegt haben. Keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein fortwährender Prozess, bei dem es darum geht, den Menschen die Lust auf das Nachbarland zu vermitteln, hob denn Oberbürgermeister Johannes Arnold bei der Begrüßung zu 3. Zukunftsdialog heraus.
 
Einer dieser Motoren der Freundschaft zwischen Ettlingen und Epernay war Dieter Stöcklin, Französisch-Lehrer am Eichendorff-Gymnasium, der vor kurzem sein komplettes historisches Material der Stadt vermacht hat. Darin entdeckte der OB einen Brief, der beispielgebend für ihn ist. Die Schüler schwärmen von Ettlingen und vom Schokoladenkuchen, doch das wichtigste, sie haben in ihrem Brief versprochen, zurückzukommen. „Immer wieder zurückkommen, sich begegnen und den Austausch aufrechterhalten, das ist es, was Städtepartnerschaften mit Leben füllt“, betonte Arnold. Er verhehlte aber auch nicht, Städtepartnerschaften haben sich verändert. Es müssen heute neue Angebote geschaffen werden, die das Interesse am Nachbarland wecken. Dabei ist das Engagement von Jugendlichen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg.
 
Und an das Land und den Bund gerichtet, „die Kommunen sind die Motoren der Freundschaft, wir halten sie am Laufen, deshalb gebt uns mehr Geld, ob für Schüleraustausch, oder Sportveranstaltungen. Das Feuer muss entfacht werden“, betonte der OB. Was ihn sehr freue, dass aus Epernay Sebastien Horzinski angereist ist, um an dem Dialog teilzunehmen neben weiteren Vertretern aus Frankreich.
 
Ettlingen und Epernay zählen zu den Pionieren, hob Staatsekretär Florian Hassler heraus. Er merkte aber auch an, es bedürfe eines erfolgreichen Generationswechsels und damit einer neuen inhaltlichen Ausrichtung. Er hatte ein Geschenk im Gepäck für die Jugend, das neue Angebot eines Nahverkehrstickets zwischen Baden-Württemberg und Grand Est.
 
Beide Landtagsabgeordnete Barbara Saebel und Alena Fink-Trauschel betonten, in Krisenzeiten müsse gerade der Austausch gepflegt werden. Die Jugend möge Projektarbeit, deshalb konkrete Formate entwickeln.
 
Groß sei die Menge an Partnerschaften gerade zwischen den beiden Regionen, so Generalkonsul in Stuttgart Gaël de Maisonneuve. Er unterstrich gleichfalls die mutige Entscheidung der Vorgänger und warf den Blick auf die Jugend, hier sei die Lebensmittelverschwendung ein wichtiges Thema.
Bei der Abfrage durch Moderator Matthias Stauß, wie der Zustand der Partnerschaft sei, zeigte sich, von sehr gut bis ausbaufähig oszilliert die Antwort wie auch bei der Jugendbeteiligung.
 
Sport, Musik, sprich Rock und Pop oder Mobilitätsevents bringe die Jugend zusammen. Doch viele wüssten gar nicht, dass es solche Projekte geschweige eine Partnerschaft gebe, machte Anna Kerle, DFJW-Juniorbotschafterin, deutlich. Persönliche Ansprache und der Schüleraustausch könne hier Defizite ausgleichen und man müsse nicht zwingend französisch sprechen können, die Begegnung ist das A und O. Allen Aktiven rief sie zu. „Es gibt immer Durststrecken, haltet durch und freut euch auf das nächste Miteinander“, so Silke Tebel-Haas, Europabeauftragte des Landkreises Emmendingen.
 
In drei Workshops ging es neben den Finanzierungsmöglichkeiten, die Förderung wird immer wichtiger werden, um Beispiele aber auch darum, wie man die Jugend abholt. Und da kristallisierten sich drei Punkte heraus. Selbstwirksamkeit, Flexibilität und Themen finden für Zusammenarbeit. Missbrauch von Alkohol wäre für uns kein Thema gewesen für die Jugendlichen schon. Deutlich machte Stauß, je lokaler desto konkreter.
 
Auch wenn die 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufrieden waren mit dem Dialog, Luft nach oben gibt es immer. Und dann folgte zum Abschluss eine flammende Rede auf Europa von Anna Kerle und Juliette Gesler-Michamblé, beide DFJW-Juniorbotschafterinnen und beide mit einer großen Flamme in ihren Augen für Europa.
 
Sie darf nicht erlöschen, Misstrauen, Desinteresse dürfen sie nicht kleiner werden lassen. Wir sind die Erben der Aufklärung und wir haben es verdient, dass man uns zuhört. Aus zwölf Sternen wurde ein ganzer Sternenhimmel, illustrierten die beiden sehr poetisch das Anwachsen der EU-Gemeinschaft. „Mögen wir weiterhin nach den Sternen greifen, mögen wir weiterhin das europäische Funkeln in den Augen haben und uns für ein demokratisches nachhaltiges Europa einsetzen!“
Der Applaus war den beiden jungen Frauen gewiss, deren Rede an die flammende Rede von Charles de Gaulles 1962 vor der deutschen Jugend erinnerte.
Europa lebt von den gemeinsamen Werten.